WAS ZU ERFAHREN IST
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Hut ab vor Wikileaks
In einer globalen Welt, in welcher Politiker und Großunternehmen, Lobbyisten und Banken, unfreie Medien und wenige Wohlhabende das Sagen haben und weitestgehend unbehelligt vor den Augen der übergroßen Allgemeinheit über deren Leben, Alltag und Zukunft entscheiden, in einer solchen Welt ist es mehr denn je notwendig hinter die Fassaden zu schauen und die Mechanismen, die Hintergründe, schlicht die Wahrheit offenzulegen. Wahrheit! Nichts anderes ist es, was wohl jeder Erdenbürger einfordern darf, wenn es um Dinge geht, welche ihn betreffen. Und Kriege, internationale Politik, Bankengeschäfte, global agierende Großunternehmen – all dies und noch viel mehr betreffen eben nicht ein paar wenige sondern die große Mehrheit ganzer Völker. Wie kann man sich nur erdreisten, diejenigen mutigen Menschen, welche für diese Wahrheit ihr Leben aufs Spiel setzen, auch noch zu kriminalisieren?!? Wieder einmal zeigen sich die Mechanismen der Macht: Die Reaktionen der Supermacht Amerika auf die neuerlichen Enthüllungen der Plattform Wikileaks sprechen für sich – peinlich, erbärmlich, arm. Die amerikanische Presse bläst vielfach in das gleiche Horn: Wir sind Amerika, wir dürfen das alles, welcher unwürdige Nicht-Amerikaner sich auch immer an uns kratzt wird nichts ändern, aber unsere Weltmacht-Keule zu spüren bekommen.
Es ist übrigens mitnichten so, dass Wikileaks Amerika als alleiniges Ziel seiner Enthüllungen auserkoren hat. Wer diese Seite auch nur ein wenig länger verfolgt hat wußte dort schon lange Enthüllungen um den ganzen Globus nachzulesen – oftmals vermeintlich unbedeutend Dinge, z.B. Unterlagen zur Kommunikation von einzelnen (auch deutschen) Unternehmen, welche Korruption und andere Mechanismen aufdeckten.
Ein Land wie Amerika, welches seit Anbeginn des Irak-Krieges im Schnitt jeden Tag 30 irakische Zivilisten tötete und weiter tötet, sich seit Jahren zum unantastbaren Richter über Leben und Tot jedes Menschen auf diesem Planeten aufspielt und am laufenden Band Menschenrechte ungestraft mit Füßen tritt, ist gemäß seiner eigenen Definition ein Schurkenstaat. Und jedem, der den Mut hat, diesem Schurkenstaat oder einem Großunternehmen, einer Bank oder hochrangigen Diplomaten die Hosen runterzuziehen und seine Taten bloß zu stellen, verdient Respekt und Anerkennung!
Amerika tötet täglich dutzende unschuldiger Menschen! Jeden Tag, nachgewiesen durch Menschen wie Julian Assange, dem Gründer von Wikileaks. Wie unendlich frech ist es zu behaupten, Veröffentlichungen wie die von Wikileaks würden US-Soldaten gefährden – im Angesicht der dutzenden toten Zivilisten täglich (!), welche von eben diesen Soldaten mit teils menschenverachtender Freude umgebracht werden (bei einer solchen „anregenden“ und „spaßigen“ realen Tötung kann jeder selbst zusehen: Video und Ton eines amerikanischen Hubschraubers, seiner Besatzung und der Einsatzleitung beim munteren Abknallen von Zivilisten, sogar Kindern und z.B. auch einem Reuters-Journalisten inklusive aller widerlichen und zynischen Kommentare der Mörder können bei YouTube angesehen werden – übrigens ebenfalls durch die Veröfffentlichung von Wikileaks!). Nebenbei: Ein Beleg auch nur einer realen Gefährdung eines US-Soldaten durch die Veröffentlichungen von Wikileaks steht bis heute aus. Stattdessen kaut die Presse dieses Pseudo-Argument der amerikanichen Regierung immer wieder durch. Wie auch immer, letztlich ist es wie schon damals in Ruanda: Was sind schon 500.000 Menschen zweiter Klasse gegen die Gesundheit eines einzelnen Amerikaners?
Daniel Ellsberg fotografierte 7000 streng geheime Papiere, die sogenannten Pentagon-Papiere, und schleuste sie an die Öffentlichkeit. Sie illustrierten ernüchternde Wahrheiten über den Vietnam-Krieg, z.B. dass dieser entgegen allen Äußerungen der politischen Führung bereits viel früher und mit völlig anderen Zielen geplant war, als man der Öffentlichkeit darstellte. Die Öffentlichkeit war gezielt irregeführt worden, von mehreren Präsidenten in Folge. Die Wahrheit schockierte damals nicht nur die US-Bevölkerung. Heute wissen wir, dass alle Begründungen zum Irak-Krieg (11. September, Massenvernichtungswaffen) nicht nur an sich keinerlei Grundlage für einen Krieg liefern sondern zudem ebenfalls erstunken und erlogen waren! Ehemalige amerikanische Präsidenten dürfen sich sogar ungeschoren in ihren eigenen Büchern öffentlich damit schmücken, die Welt belogen zu haben! Angriffskriege auf fremde Länder mit Tausenden unschuldigen Toten – Amerika darf das und macht das. Und jeder, der dagegen nicht aufbegehrt, macht sich mitschuldig! Daniel Elsberg hat dagegen aufbegehrt, er hat das getan, was Wikileaks heute tut, er hat alle Folgen seiner Veröffentlichung geheimer Papiere am eigenen Leib erfahren. Seine Einschätzungen zu den Veröffentlichungen von Wikileaks sind gerade darum wertvoll und sehenswert, sie lassen sich bei YouTube ansehen.
Julian Assange steht meine Tür offen! Er ist mir als Gast – so lange er will – herzlich willkommen, wenn es notwendig sein sollte würde ich ihn verstecken und schützen.
30. November 2010, 11:43Gedanken / AnsagePDF