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Olympia 2008 - Nein danke!
Im besetzten Tibet werden Menschenrechte mit Füßen getreten, ein Fakt! Im besetzten Tibet regieren Zensur, Knüppel und Unterdrückung, ein Fakt! Im austragenden Land der Olympischen Spiele 2008 existieren offene Zensur und sind selbst grundlegenste Prinzipien der freien Meinungsäußerung massiv beschnitten, ein Fakt!
An diesen Fakten zweifeln offensichtlich auch Mitglieder und Entscheidungsträger einer Organisation nicht, die in dem Land Geld verdienen will, welches für genau diese Menschrechtsverletzungen, Zensur, Knüppel und Unterdrückung verantwortlich ist. Denn gegen diese Fakten wird gar nicht gesprochen, sondern vielmehr auf unterschiedlichen Umwegen argumentiert, es bestünde das Recht, diese Sauerei zu ignorieren und links liegen zu lassen. Scheuklappen sind praktisch – sollen sich andere darum scheren.
Ja, das Recht zur Ignoranz besteht. Aber genau dort fangen andere Werte und Grundlagen erst an, auf die wir zu Recht sonst immer so stolz sind: Demokratie, Menschlichkeit und Menschenrecht! Gewürzt werden diese Zutaten von etwas, daß wir uns so gerne erhoffen und als erstrebenswert erachten, wenn mal wieder unter tatenlosem Zu- oder Wegschauen ein andersfarbiger Mitmensch verprügelt, unter Applaus Wohnungen angezündet oder Frauen misshandelt werden: Courage!
Aber bei Olympia geht es ja um Sport! Da darf all dies vergessen und beiseite geschoben werden: Sport ist was ganz anderes! Natürlich: Da geht es erstmal um sehr viel Geld und damit sind Themen wie Menschenrechte eh schon mal ganz weit außen vor! Das Wirtschaftsunternehmen IOC sowie andere beteiligte Unternehmen verdienen erstmal an Olympia Geld, viel Geld! Und das Geschäft läßt man sich nicht versauen. Also trägt man die Flagge des Sportes unbeirrt vor sich her und meint, damit müsse man nun nicht mehr nach links und recht schauen, nicht hinterfragen, auf welchem Wege man als Profi sein Geld verdient.
Zum Vergleich: Nehmen wir an, ich wäre Chef eines erfolgreichen Kammerorchesters und aus einem fernen Land käme eine Buchungsanfrage – von einem Ring von Kinderschändern. Diese staatlich geförderte Einrichtung böte Mitgliedern und anderen Kunden für ein angemessenes Entgelt die Möglichkeit, in angenehmem Ambiente Kinder und Judendliche zu misshandeln und sich an ihnen zu vergehen. Alles möglichst nicht zu öffentlich – inländische und ausländische Presse wird zensiert und die Tatsache als solche hinter blumigen wie abstrusen Erklärungsgemälden zu verbergen versucht.
Zur Belustigung der Gäste dieser Einrichtung und zur Freude internationaler Zuschauer soll nun ein Konzert auf dem Gelände des Unternehmens stattfinden, welches weltweit übertragen wird. Und gerade diese weltweite Übertragung ist natürlich eine enorme Chance für das Orchester und seine Musiker. Wirtschaftlich und für die Lebensläufe der seit Jahren hart für eine solche Chance arbeitenden Musiker ein enorm verlockendes Angebot.
Ich bin mir sicher, es gäbe eine Entrüstungswelle sondergleichen: Kinderschändern für Geld ein Ständchen und damit internationale Anerkennung geben! Sauerei! Kein Chef eines Kammerorchesters mit auch nur ein wenig Rückgrat würde dort anreisen. Der Sturm der Entrüstung würde ihnen zudem ihren Ruf ruinieren.
Aber vergleichbares spielt sich in Tibet ab. Und hier soll das IOC damit durchkommen? Unglaublich! Und man erspare mir die Kritik, dies wäre ja etwas völlig anderes! Ach ja, in meinem Beispiel werden ja Kinder geschändet, in Tibet werden ja „nur“ Menschen unterdrückt und umgebracht. Es geht auch nicht darum, ob es etwas „bringt“! Seit wann hängt das Verhalten Menschenrechtsverletzungen gegenüber davon ab, ob dieses Verhalten im einzelnen etwas bringt?
Man kann sich nicht hinter der Kunst oder hinter dem Sport verstecken, wenn es um Menschenrechte, Unterdrückung und das Leben von Menschen geht! Wer das tut, der hat in meinen Augen keinerlei Anspruch mehr darauf, auf die Einhaltung genau dieser Menschenrechte für die eigene Person zu pochen, dem sind sie gleichsam vorzuenthalten. Courage! Flagge zeigen! Etwas tun! Und sei es auch, das eigene hart erarbeitete sportliche Ziel aufgeben zu müssen. Oder offen Stellung zu beziehen. Möglichkeiten gibt es sicher reichlich, einige schmerzen. Aber jedes andere Verhalten ist ein Schlag in das Gesicht all derer, die in Tibet unterdrückt, misshandelt und getötet werden.
Für mich war Olympia immer etwas ganz besonderes. Ein Highlight, welches ich fieberhaft und möglichst umfassend verfolgt habe.
Für mich ist Olympia in Peking gestorben. Ich werde so gut ich es kann in meinem Umfeld auf die Zustände in Tibet aufmerksam machen und alles daran setzen, dass der Einzelne seine Konsequenzen zieht und etwas tut!
Wohlgemerkt: Ich bin der festen Überzeugung, daß die überwältigende Mehrheit aufgeklärter chinesischer Weltbürger im Wissen um alle sachlichen Fakten das Vorgehen ihrer Regierung in keiner Weise unterstützen. Das Vergehen des chinesischen Staates ist ebenso zu verurteilen wie jedes Unternehmen, jede Einrichtung, jede Regierung eines Landes und auch jeder Einzelne, der sehenden Auges und wissend um die Situation tatenlos zuschaut oder sogar weiterhin Geld oder eigenen Vorteil über Moral stellt.
Ich werde keine Produkte mehr kaufen, auf denen „Made in China“ prangt oder von Sponsoren stammen, welche unbeirrt und ohne öffentliche Kritik oder Konsequenzen Geld in das Unternehmen Olympia pumpen (z.B. Adidas, Schenker und VW)! Das Gerät aus China bleibt ebenso im Regal wie chinesischer Knoblauch etc..
Mein Fernseher bleibt aus! Keine olympische Übertragung, keine olympische Berichterstattung im Radio! Stellen Sie sich vor, statt Millionen von Fernsehzuschauern würden Umfragen und Einschaltquoten nur noch ein paar spärliche hundertausend Zuschauer ergeben. Stellen Sie sich vor, die internationalen Zuschauer würden ihre meist mühsam bezahlten Tickets demonstrativ zurückgeben und in den sauren Apfel beissen, lange geplante Fraude und Spaß zu Gunsten des Lebens und Überlebens anderer Mitmenschen zurück zu stellen. Stellen Sie sich vor, das Wirtschaftunternehmen IOC müßte seinen Werbekunden und -partnern zerknirscht erklären, über 70% aller erwarteten Zuschauer wären ausgeblieben – allen Kunden hafte nun der zweifelhafte Ruf an, Menschenrechtsverletzungen für Profit aufzugeben. Das würde etwas bewirken! Beim IOC, bei den Menschen in Tibet und in China! Machen Sie mit und tun Sie etwas! Und mogeln Sie nicht, indem Sie doch anschalten – wäre ja eh egal. Nein, ist es nicht! Man muss bei sich anfangen, sonst hat man selber kein Recht, für sich Rechte einzufordern!
Also: Tun auch Sie etwas!
8. August 2008, 16:45Gedanken / AnsagePDF
Suchen Sie Courage unter den deutschen Sportlern? Es gibt sie, wenn auch viel zu selten, wie man in der Süddeutschen nachlesen kann: Die Rede-Fechterin
Hut ab!
Doping ist noch so ein Punkt, der mir Olympia abspenstig macht. Treffend formuliert es Thomas Kistner von der Süddeutschen in einem Kommentar.